Donnerstag, 18. Oktober 2012

Rezension: Noir von Jenny-Mai Nuyen

Cover © Rowohlt Polaris
Produktinformation:
Titel: Noir
Originaltitel: -
Autor: Jenny-Mai Nuyen
Teil einer Reihe?: ?
Verlag: rowohlt polaris
Seitenanzahl: 384
Preis (broschiert): 14,95 €
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Inhalt:
"Manche Menschen sind aus Stein gemacht, unveränderlich, fest. Viele aus Holz, anfällig für Schimmel und Sprödigkeit. Die meisten sind aus Schlamm. Eine Masse, die sich überall einfügt und sonst nicht bewegt. Aber du bist aus Wasser." - Seite 197

Seit einem Unfall vor vielen Jahren, bei dem er seine Eltern verlor, ist Nino Sorokin anders. Er ist anderen Menschen verbunden, sieht wann sie sterben. Auch seinen eigenen Tod kann er voraussehen: Mit 24 wird er sterben. Inzwischen ist Nino 23 und lebt mit seiner überfürsorglichen Schwester Katjuscha zusammen. Auf einer Party lernt er den mysteriösen Monsieur Samedi und seine außergewöhnlichen Praktiken, Kontakt ins Jenseits aufzunehmen kennen. Anfangs hält er alles für einen Schwindel, doch sobald er tiefer in die Ereignisse verwickelt wird, erkennt er die Wahrheit und seine eigene Rolle dabei. Zudem verliebt er sich in die geheimnisvolle Noir, die unter Monsieur Samedis Fittiche steht.

Etwas muss fehlen, damit man sich verliebt. - Seite 203

Aufmachung & Details:
Das Cover gefällt mir sehr gut.Ich finde von außen hin wirkt es leicht wie ein Thriller, doch es hat die Stimmung des Buches gut wiedergegeben. Die Farben sind unauffällig, von weiß bis schwarz hat alles einen leichten blaustich.
Im inneren sind die Kapitel von gebrochenen Glas getrennt. Ich fand es etwas schade, dass es immer die selben Risse waren, anstatt verschiedene, aber ich kann nachvollziehen, dass das wohl viel Arbeit wäre.
Zudem gibt es in dem Buch etwa keine Dankesrede oder Zeichnungen der Protagonisten, wie es sonst öfter der Fall bei Jenny-Mai Nuyen war, sondern ein duzend leere Seiten. Für was die stehen sollen habe ich ein paar Gedanken, würde aber sagen, das soll jeder für sich entscheiden.
Allgemein würde ich das Design als schlicht, aber passend beschreiben.

Idee & Umsetzung:
Anders als in ihren vorherigen Büchern, ist dieses Buch kein High Fantasy, sondern etwas gemischtes. Ich würde es als etwas zwischen Fantasy und Mystischem einteilen. Nino Sorokin gerät immer mehr in die Welt der Toten und der Suche nach Unsterblichkeit, während ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. Das ganze Buch hindurch rätselt man, was nun wirklich vor sich geht, wer Nino wirklich hilft und was es mit Noir auf sich hat.
Es wird häufig zwischen dem Jetzt, einer undurchsichtigen Zeit, etwa 2 Monate später als die Hauptereignisse, und der eigentlichen Erzählung. Ich hatte das Gefühl, dass Nino im jetzt eigentlich dauerhaft auf Drogen und völlig verzweifelt ist, weswegen ich auch das gesamte Buch verstand. Etwas schade fand ich, dass nach beenden des Buches immer noch einige wenige Rätsel offen blieben. Allgemein hat dieses Buch etwas rätselhaftes an sich, bei dem man sich nie genau sicher ist, wie es nun wirklich ist.

Schreibstil:
Von dem Stil war ich mal wieder begeistert. Ich liebe Jenny-Mai Nuyens Art, Dinge zu beschreiben. Es sind tolle Zitate vorhanden und ich war wie gefesselt. Die Seiten schlugen sich wie von selbst um. Ich konnte stets mit den Protagonisten mitfühlen und war auf ihrer Seite, es war mir beinahe so, als würde ich sie kennen.
Jenny-Mai Nuyen schreibt in diesem Buch in zwei verschiedenen Schriftarten und Stilen. Während im eigentlichen Erzählstrang die zweite Person und Vergangenheit benutzt wurde, arbeitete sie in den kurzen Zeitsprüngen mit Du und der Gegenwart. Gerade das Du war wirkungsvoll, es war einmal etwas völlig anderes und sprach mich an.
Obwohl Jenny-Mai Nuyen allgemein einen gewählten Ton benutzt, musste ich Sätze nie doppelt lesen oder hatte Verständigungsschwierigkeiten. Allerdings sind mir auch die derben Ausdrücke aufgefallen, die völlig neu bei der Autorin sind. Zum einen machte die überzeugende Jugendsprache das Buch realistischer, zum anderen fühle ich mich persönlich mit Schimpfwörtern im Buch nicht wohl, aber das ist ja bei jedem anders.

Charaktere:
Der Protagonist, Nino Sorokin, war mir sehr sympathisch. Er war zwar schwer depressiv und teilweise ein Arschloch, doch er war stets authentisch und ich konnte nachvollziehen, wie er so geworden ist und warum er so handelt, wie er es tot. Seine innige Liebe zu seiner Schwester ließ ihn menschlich erscheinen.
Noir hingegen konnte ich nicht wirklich mögen, denn sie hatte zu wenig Persönlichkeit dafür. Sie war allerdings ein interessanter Charakter und es war schön, hin und wieder menschliche Dinge an ihr zu sehen.
Auch mit der Charakterdarstellung aller Nebencharaktere war ich zufrieden. Sie hatten alle Geheimnisse, und gerade die Personen in Ninos näherem Umfeld waren authentisch und genauso, wie sie tatsächlich sind.

Fazit:
Etwas völlig anderes, aber unverändert gut. Ein Buch zum nachdenken, was einen auch nach beenden der letzten Seite beschäftigt. Ich würde 9,5 Elfies vergeben, was 4,75 Sterne im normalen System wären. Eigentlich würde ich keine fünf Sterne vergeben, da es schon kleine Fehler gab, aber es sind wirklich mehr 5 Sterne als 4.

Über die Autorin:
Jenny-Mai Nuyen wurde 1988 als Tochter deutsch-vietnamesischen Eltern in München geboren. Geschichten schreibt sie, seit sie fünf ist, mit zehn folgte das erste Drehbuch, mit dreizehn ihr erster Roman. Seit ihrem literarischen Debüt Nijura - das Erbe der Elfenkrone gilt sie als eine der größten Entdeckungen der letzten Jahre. Nach einem abgebrochenem Filmstudium an der New York University lebt die Autorin heute in Berlin und widmet sich ganz dem Schreiben.

1 Kommentar:

  1. Hey ;)
    Ich hab dich gerade getaggt und ich würd mich freuen, wenn du mitmachen würdest ;)

    http://deadsocietyofdreamer.blogspot.de/

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